Nördlingen - Dr. Christian Pinter - Fotogalerie

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Nördlingen - eine Stadt im Krater

Eine hohe Mauer mit Wassergraben, elf Türmen, fünf Stadttoren und zwei Bastionen schützte Nördlingen vor militärischer Eroberung. Noch heute kann man die Stadt auf der alten Mauer umrunden. Man blickt dabei in ein etwa 800 Meter durchmessendes Oval, in dem sich ein Meer kleiner Häuser drängt.

 

 

 

 

Über 400 dieser Bauten stehen unter Denkmalschutz. Fachgerechte Restaurierung lässt die überputzte Fachwerkstruktur wieder zum Vorschein kommen. Bausünden wurden weitgehend vermieden. So hat der durch die Gassen streifende Besucher oft den Eindruck, den Atem des Mittelalters zu spüren.

 

 

 

Da innerhalb der Mauer stets Platznot herrschte, ist die Grundfläche der meisten Häuser winzig.

 

 

Um die Ernten des fruchtbaren Ries-Beckens trotzdem lagern zu können, wurden über die engen Wohn- und Arbeitsräume zwei oder drei Etagen Speicher getürmt. Spitzgiebelige Dächer umschließen sie.

 

 

In der ehemaligen Freien Reichsstadt, die 1803 Bayern eingegliedert wurde, stößt man aber auch auf gewaltige Bauten aus dem 14., 15. oder 16. Jahrhundert.

 

 

 

Das Hallgebäude, die Metzig oder das Tanzhaus - sie alle waren Massenspeicher für Salz, Wein und Getreide oder gewährten Händlern aus weiten Teilen Europas Platz zum Feilbieten ihrer Waren. Nach Frankfurt galt Nördlingen als zweitgrößte Messestadt des süddeutschen Raums.

In seiner Mitte thront die St. Georgskirche, die wohlhabende Bürger errichten ließen. Von ihrem 90 Meter hohen Turm Daniel hallt der nächtliche Ruf "So, Gsell, so" über die Stadt - und das seit über 500 Jahren. 1481 ordnete der Stadtrat das Signal an, um die Wachsamkeit aller Tor- und Turmwärter zu prüfen. Sie hatten dem Ruf des Türmers unverzüglich zu antworten.

 

 

 

Das Baumaterial aus dem Kirche, Turm, die Stiege am Rathaus und Teile der Stadtmauer bestehen, ist grauer Suevit.

Dieser "Schwabenstein" ist stummer Zeuge einer kosmischen Katastrophe.

 

 

 

Vor 15 Millionen Jahren schlug ein wohl 900 Meter kleiner Steinmeteorit in die Fränkisch-Schwäbische Alb. Bei einer Geschwindigkeit von 70.000 km/h entfaltete er die Zerstörungskraft von 250.000 Hiroshima-Bomben. Er hinterließ einen gewaltigen Krater - das 24 Kilometer weite Nördlinger Ries.

 

 

 

Druck und Temperatur veränderten das Gestein und schufen unter anderem den Suevit.

Seine Zusammensetzung lieferte 1960 erst den Beweis für die meteoritische Entstehung des Ries-Beckens.

 

 

Weitere Zeugen landeten in Böhmen und Mähren; dort fiel ein Glasregen herab: Die grünen Moldavite sind ebenso alt wie das Ries und zählen als sogenannte Tektite zu den natürlich entstandenen Gläsern.

 

 

In Nördlingen erläutert ein Kratermuseum das dramatische Ereignis. Um das weitläufige Ries als Meteoritenkrater zu erkennen, wird dem Betrachter hingegen schon etwas Phantasie abverlangt. 15 Millionen Jahre haben die Spuren jener Katastrophe verwischt, die einst den gesamten Waldbestand Süddeutschlands und praktisch alles Leben in fünfzig Kilometern Umkreis vernichtet hat.

 

Vom Daniel aus lässt sich die sanfte Hügelkette, Rest des einst schroffen Kraterwalls, aber erkennen. Sie bildet auch den Landschaftshorizont.

 

 

 

Ruft man sich die brutale Genesis des Ries' in Erinnerung, entsteht ein seltsamer Kontrast zum romantisch-beschaulichen Charakter der alten Gassen Nördlingens.

 

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